X-ground in der Zeitung

RZ-Adventskalender:
das 14. Türchen

Erschienen in der Rhein-Zeitung (Koblenzer Ausgabe) vom 14.12.2016

Jugendpfarrer Martin Laskewicz hat anfangs mit dem Namen gehadert, als die jungen Leute beschlossen, ihre Kirche im Rauental "X-Ground" zu nennen. Mittlerweile ist der Geistliche davon überzeugt, dass dieser Name bestens passt (siehe Info-Text). Der 38-Jährige öffnet uns heute die Tür zu einem ganz besonderen Gotteshaus: Seit 2011 beheimatet die Pfarrkirche St. Elisabeth in Rauental auch die Kirche der Jugend mit dem Namen X-Ground.

Wer das Gotteshaus zum ersten Mal betritt, ist irritiert. Vor dem Altar sieht es klassisch kirchlich aus, mit einigen Reihen von Holzbänken. Hier werden die Gottesdienste der Pfarrei St. Elisabeth gefeiert, zu der 2100 Katholiken zählen. Weiter hinten aber gleicht das Gotteshaus einer Disco mit Theaterbühne. Dort steht ein Technikgerüst, an dem Strahler befestigt sind. Sie tauchen die Fläche in buntes Licht. Am Rand liegen farbenfrohe Sitzsäcke. In der Mitte sind Stühle arrangiert, auf denen Jugendliche stehen und miteinander sprechen. Das Team von X-Ground veranstaltet an diesem Morgen einen Team-Building-Tag für die Schülervertreter der Franziskusschule.

Die Jugendkirche im Rauental ist für Jungen und Mädchen aus Koblenz und der Umgebung zuständig. Eine feste Mitgliederzahl von X-Ground gibt es nicht. Laskewicz erklärt, dass es nicht das Ziel ist, eine Gemeinde im klassischen Sinn zu bilden. "Jugendliche kommen zu uns, je nachdem, was sie interessiert", sagt der Jugendpfarrer. Das einzig Übliche ist, dass hier jeden Sonntag um 18 Uhr ein Jugendgottesdienst gefeiert wird – außer in den Ferien. "Wir haben ein Angebot für junge Menschen neben dem Klassischen", sagt Laskewicz. Natürlich gibt es Jugendliche, die sich in Kirchengemeinden engagieren. Aber das werden laut Jugendpfarrer immer weniger. "Jugendgemäße Ästhetik ist eben anders als die klassische." Deshalb bietet die Jugendkirche etwas, das auch Jugendliche anspricht, die auf den ersten Blick nichts mit Kirche anfangen können. "Wir machen das zweckfrei. Wir machen es, damit die, die kommen, einen Ort in der Kirche finden, wo sie sich wohlfühlen und gerne hinkommen." Jeder darf sich engagieren, muss es aber nicht.

Ein Technikgerüst inmitten der Pfarrkirche St. Elisabeth: Die Kirche der Jugend namens X-Ground probiert hier neue Wege des Kirchenlebens aus. Unter anderem werden hier Schulworkshops angeboten. / Foto: Katrin Steinert

Ein Technikgerüst inmitten der Pfarrkirche St. Elisabeth: Die Kirche der Jugend namens X-Ground probiert hier neue Wege des Kirchenlebens aus. Unter anderem werden hier Schulworkshops angeboten. / Foto: Katrin Steinert


Laskewicz erklärt, dass X-Ground mit Schulen kooperiert, wozu Schulgottesdienste und Orientierungstage gehören. Zudem gibt es thematische Angebote zu aktuellen Themen wie etwa einen Flüchtlingsparcours, in dem für Gruppen erlebbar wird, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein, und Hintergründe erarbeitet werden. Auch offene Angebote wie den Jugendraum gibt es, der immer freitagnachmittags geöffnet ist, und zurzeit entsteht ein Bandprojekt zusammen mit Music Live. "Wir setzen auch bewusst christliche Themen zu Nachhaltigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Gerechtigkeit", betont der Jugendpfarrer.

Martin Laskewicz lächelt, als er einen alten Mann betend in einer Bank sitzen sieht, während die Jugendlichen sich auf den Stühlen stehend unterhalten. "Das hier hat Bischof Stephan Ackermann kreative Irritation genannt", schildert er. Die Mitglieder beider Kirchen begegnen sich selten, aber es kommt vor. Dabei werden sowohl die klassischen Besucher, als auch die Jugendlichen damit konfrontiert, dass es unterschiedliche Wege gibt, Glauben und Gemeinschaft zu leben, erklärt Laskewicz.

Die Idee, eine Kirche der Jugend in Koblenz zu gründen, ist zehn Jahre alt – sie kam auf, als die alten Jugendzentralen des Bistums bei einer Strukturreform aufgelöst wurden, erzählt Laskewicz. "Letztendlich kam der Impuls aus der Pfarrreingemeinschaft Koblenz-Moselweiß, das hier in Rauental zu machen." Heute gibt es im Bistum Trier drei Kirchen der Jugend, die vom Bischof mit Geld und Personal ausgestattet sind. Neben X-Ground existieren eine in Saarbrücken und eine in Marienburg bei Zell an der Mosel. Darüber hinaus gibt es ähnliche Projekte auf Dekanats- und Pfarreienebene.

Als es im Jahr 2011 im Rauental losging, stand die Pfarrkirche St. Elisabeth noch voller Bänke. Laskewicz aber brauchte für die Jugendkirche eine freie Fläche. "Den alteingesessenen Rauentalern war das nicht egal. Wir mussten die Gläubigen überzeugen", erinnert er sich. Der Kompromiss: Fünf Bankreihen blieben vorne stehen. "Dort ist der Bereich der Pfarrgemeinde." X-Ground hat den hinteren Teil. 50 Bänke mussten weichen und wurden einer Gemeinde in der Ukraine gespendet. Seitdem schlagen zwei Kirchenherzen in einem Gotteshaus.

von RZ-Redakteurin Katrin Steinert

15
Dez

Geschrieben am: 15.12.2016

Von: Redaktion

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